Diabetes mellitus bei der Katze – Symptome, Diagnose, Therapie

Fast jeder hat schon einmal von der Volkskrankheit Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) gehört. Was viele Tierhalter jedoch nicht wissen: Auch Katzen leiden häufig an dieser Stoffwechselkrankheit: Der Katzen-Diabetes zählt zu einer der häufigsten Hormonstörungen und die Tendenz ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Schätzungen zufolge leidet etwa eine von 100 Katzen an der Zuckerkrankheit. Übrigens können auch andere Tiere, zum Beispiel Hunde, an Diabetes erkranken. Aber was ist Diabetes mellitus eigentlich genau?

Katzen mit Diabetes können Zucker, zu denen chemisch alle Kohlenhydrate zählen, nicht richtig verstoffwechseln. Im gesunden Organismus übernimmt das Hormon Insulin, das die Bauchspeicheldrüse herstellt, eine Schlüsselfunktion im Kohlenhydratstoffwechsel. Steigt der Blutzuckerspiegel nach einer Mahlzeit an, sorgt Insulin dafür, dass die Zellen in Geweben und Organen den Zucker, den sie als Energiequelle benötigen, aufnehmen können. Fehlendes Insulin und eine mangelnde Empfänglichkeit der Zellen für das Hormon, sind bei Katzen die Hauptursache der Erkrankung. Als Folge kommt es zu einem überhöhten Blutzuckerspiegel. Gleichzeitig mangelt es in den Zellen an Energie.

Beides, der hohe Blutzucker und der fehlende „Brennstoff“ in den Zellen, führt dann zu den typischen Symptomen bei zuckerkranken Katzen wie starker Durst und häufiges Wasserlassen.

Ohne Therapie kann schließlich der Stoffwechsel komplett entgleisen und in einen lebensbedrohlichen Zustand münden. Wenn Halter bei der Katze eine Zuckerkrankheit vermuten, sollte die Katze möglichst bald einem Tierarzt vorgestellt werden.

Welche Ursache hat Diabetes mellitus bei der Katze?

Die Risikofaktoren, die bei Katzen einen Diabetes auslösen können, sind:

  • Übergewicht oder Fettleibigkeit
  • Wenig Bewegung
  • Höheres Lebensalter (>10 Jahre)
  • Kastrierte Kater

Bestimmte Rassen scheinen häufiger an Diabetes mellitus zu erkranken, z. B. Maine Coon, Langhaarhauskatzen, Kurzhaarhauskatzen, Russisch blau und auch Siamkatzen.

Bei der Katze sind zwei Formen der Zuckerkrankheit bekannt: Typ-1-Diabetes und Typ-2-Diabetes.

Diabetes mellitus Typ-1:
Bei dieser Form bildet das eigene Immunsystem Abwehrstoffe (Antikörper) gegen die insulinbildenden Zellen, sodass diese zugrunde gehen. Diese Diabetes-Form kommt bei Katzen so gut wie nie vor, bei Hunden dagegen ist es die häufigste Diabetes-Form.

Diabetes mellitus Typ-2:
Bei Katzen ist Typ-2-Diabetes die weitaus häufigste Form der Zuckerkrankheit. Die Ursache des Typ-2-Diabetes ist eine Kombination aus diesen zwei Faktoren:

  • Die insulinbildenden Zellen produzieren zu wenig Insulin
  • Die Zielzellen im Gewebe reagieren nicht auf das Hormon (Insulinresistenz)

Außerdem lassen sich bei diabetischen Katzen häufiger stärkeähnliche Ablagerungen (sogenannte Amyloid) in den insulinbildenden Zellen der Bauchspeicheldrüse beobachten. Tierärzte sprechen auch von einer Amyloidose. Die Ablagerungen stören die Insulinbildung und führen mit der Zeit auch zum Absterben dieser Zellen.
Weitere Ursachen für Diabetes bei der Katze
Etwas seltener kann die Zuckerkrankheit bei Katzen auch andere Ursachen haben. Dazu zählen:

Krankheiten
Diabetes mellitus kann auch als Begleiterkrankung auftreten, z. B. bei Krankheiten der Bauchspeicheldrüse (wie Entzündungen) und bei Hormonstörungen, etwa bei einer Schilddrüsenüberfunktion oder dem sogenannten Cushing-Syndrom, einer Überproduktion des Hormons Cortisol.

Medikamente
Arzneimittel, die das Hormon Prostaglandin enthalten (z. B. zur Unterdrückung der Rolligkeit), oder entzündungshemmende Mittel aus der Gruppe der Kortisone können in zu hohen Mengen Diabetes auslösen.

Welche Symptome zeigen Katzen mit Diabetes mellitus?

Eine zuckerkranke Katze trinkt auffallend viel und setzt häufig große Mengen Urin ab. Da den Zellen Zucker als Energielieferant fehlt, reagiert der Organismus ähnlich wie im Hungerzustand. Daher fressen Katzen mit Diabetes manchmal besonders viel, gleichzeitig verlieren sie jedoch an Gewicht. Besteht der Diabetes schon eine ganze Weile, können auch Störungen der Nervenfunktion auftreten. Betroffene Katzen lahmen dann etwa mit den Hinterbeinen oder können nicht mehr springen. Es kann auch vorkommen, dass die Katze an den Hinterbeinen, statt mit den Fußspitzen, mit ihrem kompletten Fuß bis zur Ferse auftritt. Eine diabetische Katze wirkt zudem oft schlapp und ihr Haarkleid ist trocken, schuppig und ungepflegt.

Kommt es zu einer Stoffwechselentgleisung, können sich die sonst typischen Diabetes-Symptome umkehren: Die Katze frisst nicht, trinkt kaum und erbricht.

Wie stellt der Tierarzt bei einer Katze die Diagnose „Diabetes“?

Weisen typische Symptome der Katze auf Diabetes mellitus hin, wird der Tierarzt weitere Schritte zur sicheren Diagnose einleiten. Dazu zählen vor allem Laboruntersuchungen von Blut und Urin. Stellt der Tierarzt überhöhte Blutzuckerwerte und Zucker im Urin fest, schließen sich meist noch weitere Untersuchungen an, beispielsweise zusätzliche Blutuntersuchungen oder auch Röntgen- und Ultraschalluntersuchung der Bauchorgane. Diese sind notwendig, da bei Katzen auch Stress oder Nierenkrankheiten hohe Zuckerwerte auslösen können.

Kann man Diabetes bei Katzen behandeln?

Diabetes mellitus bei Katzen lässt sich behandeln. Das Ziel der Therapie ist es, den Zuckerhaushalt wieder unter Kontrolle zu bringen und dem Tier eine angemessene Lebensqualität zu verschaffen.

Katzen mit Diabetes haben übrigens im Gegensatz zu Hunden einen entscheidenden Vorteil: Werden sie frühzeitig konsequent behandelt, kann der Diabetes heilbar sein. Immerhin gelingt dies bei etwa jeder zweiten Katze. Eine Normalisierung des Blutzuckers zeigt sich dann meist innerhalb der ersten drei Monate der Therapie.

Die Diabetes-Behandlung bei Katzen fußt auf zwei Säulen:

  • Insulin-Therapie
  • krankheitsorientierte Ernährung (Diät)

Es gibt unterschiedliche Arten von Insulin, die sich in der Dauer ihrer Wirkung unterscheiden. Zur Behandlung von Katzen wenden Tierärzte oft ein sogenanntes Intermediär-Insulin an. Insulin muss stets gespritzt werden. Wenn Tierhalter eine zuckerkranke Katze haben, werden sie diese Aufgabe zu Hause selbst übernehmen. Aber keine Sorge: Der Tierarzt wird die Tierhalter zuvor entsprechend schulen. Denn es ist wichtig, dass der betroffenen Katze immer die richtige Dosis zu festen Zeitpunkten verabreicht wird. Damit dies gut gelingt, gibt es sogenannte Insulin-Pens. Sie sind besonders einfach und sicher in der Handhabung. In der Regel erhalten diabetische Katzen zwei Insulin-Injektionen am Tag, parallel zur Fütterung. Den Zeitabstand zwischen den Insulingaben bestimmt der Tierarzt individuell.

Diabetes bei Katzen – auch auf die Ernährung achten
Die Ernährung spielt bei einer zuckerkranken Katze ebenfalls eine wesentliche Rolle, um den Blutzucker unter Kontrolle zu bekommen. Für diabetische Katzen eignet sich besonders Futter mit gut verdaulichen, hochwertigen Proteinquellen und einem geringen Fettgehalt. In der Regel ist spezielles Diätfutter für Katzen mit Diabetes beim Tierarzt erhältlich. Katzen sind jedoch sehr wählerisch, wenn es um die Nahrung geht. Sollte die Katze ihr neues Futter überhaupt nicht akzeptieren, kann es daher besser sein, bei ihrem gewohnten Futter zu bleiben – damit vermeidet man, dass sie überhaupt nicht frisst und ihr Blutzuckerspiegel auf ein zu niedriges Niveau absinkt. Zu Beginn der Diabetes-Behandlung ist es außerdem wichtig, dass die gewohnten Fütterungszeiten (z. B. dreimal am Tag) eingehalten werden. Bei übergewichtigen Katzen ist Futter mit einem hohen Anteil an unverdaulichen Fasern geeignet. Um ein gesundes Gewicht zu erreichen, ist es wichtig, dass man sich recht streng an die vorgegebenen Rationen und Fütterungszeitpunkte hält. Auch wenn es anfangs vielleicht schwer fällt, es lohnt sich durchzuhalten. Denn erreichen zuckerkranke Katzen ihr Normalgewicht, bestehen sogar Chancen auf eine Heilung des Diabetes.

Neben der Insulin-Therapie und den Ernährungsmaßnahmen gibt es auch Tabletten, die bei Diabetes mellitus eingesetzt werden können. Diese Behandlung hat jedoch gegenüber der Insulin-Behandlung bei Katzen keinen Vorteil und bleibt bestimmten Ausnahmefällen vorbehalten.

Wie ist die Lebenserwartung bei Katzen mit Diabetes mellitus?

Ob, und in welchem Ausmaß Diabetes mellitus die Lebenserwartung der Katze beeinträchtigt, lässt sich nicht pauschal beantworten. Grundsätzlich stehen die Chancen besser, wenn die Krankheit früh entdeckt und behandelt wird. Bei Katzen mit Diabetes mellitus besteht zudem das Risiko für bestimmte Komplikationen und Begleiterkrankungen. Dazu gehören zum Beispiel Nierenleiden, Störungen der Nervenfunktion und Augenschäden, zum Beispiel eine Trübung der Augenlinse (Grauer Star). Um diese zu vermeiden oder um die Therapie eventuell neu anzupassen, ist es wichtig, dass die Katze zu regelmäßigen Kontrolluntersuchungen beim Tierarzt vorgestellt wird.

Quellen:
Lund, E.: Epidemiologie des Diabetes mellitus bei der Katze. Veterinary focus Ausgabe 01, Jahrgang 21, Februar 2011
Reusch, C.: Diabetes mellitus bei der Katze. Veterinary focus Ausgabe 01, Jahrgang 21, Februar 2011