Resistenzen von Antiparasitika bei der Bekämpfung der Roten Vogelmilbe

Vor allem in der Haltung von Legehennen hat sich europaweit das Problem der Bekämpfung der Roten Vogelmilbe drastisch verschärft. Die Ursachen hierfür sind

  • relativ lange Verweildauer der Hennen im Stall,
  • nachtaktive, versteckte Lebensweise der Milben
  • rechtlich begrenzte Möglichkeiten der Anwendung von Mitteln im belegten Stall wegen Rückstandsproblematik (kaum zugelassene Produkte)
  • weltweit zunehmende, z. T. multiple Resistenzen von Milbenstämmen gegenüber den handelsüblichen und seit Jahrzehnten eingesetzten Wirkstoffen

Eine falsche Dosierung sowie eine unsachgemäße Anwendung von Akariziden, Insektiziden oder Desinfektionsmitteln fördern und beschleunigen die Resistenzentwicklung. Dennoch steht ihr Einsatz bei der Bekämpfung der Roten Vogelmilbe weiter im Vordergrund. Es sollte jedoch stets an eine Resistenz der Milbenpopulation gedacht werden, wenn trotz korrekter Anwendung und Ausbringung die Behandlungsergebnisse enttäuschen. Eine Erhöhung der Konzentration des Wirkstoffs über die Herstellerempfehlung hinaus tötet bereits resistente Milben nicht ab, sondern erhöht den Selektionsdruck. Weitere Resistenzen sind die Folge. Darüber hinaus führt dieses Vorgehen zu Umweltproblemen und verstärkt die Rückstandsproblematik in Ei und Huhn (Liebisch und Liebisch 2003).

Zur Resistenzbestimmung steht der „Mite-Package-Test“ zur Verfügung. Er gibt wertvollen Aufschluss über Resistenzen gegenüber den handelsüblichen und bei uns verfügbaren Wirkstoffen oder Wirkstoffgruppen. Bei Untersuchungen von Milben aus Geflügelbetrieben können Resistenzen gegen alle wichtigen Wirkstoffgruppen (u. a. Organophosphate, Pyrethroide, Karbamate und Lindan) ermittelt werden. Auch der prozentuale noch vorhandene Wirkungsgrad wird festgestellt und sich entwickelnde partielle Resistenzen bei Milbenstämmen werden erkannt (Liebisch und Liebisch 2003).


Bei der Bekämpfung muss stets die Rückstandsproblematik im Ei bedacht werden, auch dann, wenn nicht die Tiere, sondern nur oder auch der Stall behandelt wird.

Gegen das Akarizid der MSD Tiergesundheit, das den Wirkstoff Fluralaner enthält, bestehen noch keine Resistenzen, da der Wirkstoff erst seit August 2017 beim Geflügel eingesetzt wird. Dadurch kann bei sachgemäßer Anwendung eine nahezu vollständige Eliminierung der vorhandenen Milbenpopulation im Betrieb erreicht werden. Daher eignet sich das Präparat zur Bekämpfung von Milbenpopulationen, die gegen herkömmliche Akarizide resistent sind. Das empfohlene Dosierungsschema von 0,5 mg Fluralaner pro kg Körpergewicht muss jedoch eingehalten werden.