Allgemeines zu IB-Schutzimpfungen

Generell ist bei der Impfung von Geflügel folgendes zu beachten:
1. Bei der Ausarbeitung der Impfprogramme müssen der Antikörperstatus (maternale, postinfektionelle und postvakzinale Antikörper) sowie bereits absolvierte Impfungen berücksichtigt werden.
2. Die zu impfende Herde sollte eine epizootiologische Einheit bilden (gleiche Herkunft, gleiches Alter, ausgeglichener Entwicklungsstand).
3. Zum Impfzeitpunkt müssen die Tiere gesund sein und die Stressbelastung sollte minimiert werden.
4. Haltung und Fütterung sind zusätzlich zu optimieren, da Haltungs- und Fütterungshygiene, mitentscheidend für den Impferfolg sind (Details s. Kap. LINK).

Das Ziel jeder aktiven Impfung ist die Erzeugung einer belastbaren Immunität durch die Verabreichung der sogenannten Impfantigene. Ihre Aufgabe ist es, im Organismus eine hohe Antikörperproduktion (humoral und lokal) zu provozieren
und die unspezifische Abwehr stark und anhaltend zu stimulieren.
Dafür stehen gegen die IB verschiedene sowohl Lebendimpfstoffe (beinhalten vermehrungsfähige Viren) als auch Totimpfstoffe (Viren sind inaktiviert) zur Verfügung.

Lebendimpfstoffe
In Lebendimpfstoffen verwendete Impfstämme sind zwar vermehrungsfähig, aber entweder nur in einem sehr geringen Maß infektiös (avirulent) oder sie wurden so weit abgeschwächt, dass sie keine Erkrankung des Impflings mehr hervorrufen können.
Der Vorteil von Lebendimpfstoffen besteht zum einen aus seiner wenig aufwendigen, lokalen Verabreichung (oralenteralkonjunktival, nasal, trachealkloakal) mittels Trinkwasser, Pipette, Spray, Aerosol, Spatel oder Pinsel. Zum anderen stimuliert die Vermehrung der Erreger im Organismus das Immunsystem im Vergleich zu Totimpfstoffen deutlich stärker, selbst bei kleinen Impfdosen (Redmann et al. 1992), nicht zuletzt, da zusätzlich eine lokale Immunität am Impfort provoziert wird. Weiterhin ist die Impfung verhältnismäßig kostengünstig.
Nachteile von Lebendvakzinen sind zum einen die teilweise schlechte Dosierbarkeit (z.B. über das Trinkwasser) und die mögliche, wenn auch meist nur kurzfristige Virusausscheidung mit dem Kot und die damit verbundene Virusstreuung (Redmann et al. 1992; Woernle und Hafez 1992; Wittig 1996). Geimpfte und nicht geimpfte Tiere sind daher voneinander zu trennen.

Von der Firma Intervet stehen zurzeit mehrere IBV-Lebendimpfstoffe zur Verfügung, die jeweils einen Impfserotyp (H120, Ma5, IB 4/91) enthalten. Sie können alleine oder innerhalb eines kombinierten Impfprogramms eingesetzt werden.

Totimpfstoffe
Die Totimpfstoffe enthalten abgetötete, nicht mehr vermehrungsfähige Erreger sowie
Adjuvantien (Aluminiumhydroxid, Öle), um die Immunreaktion zu verstärken. Sie werden im Geflügelbereich häufig nach vorangegangener Impfung mit einem Lebendimpfstoff zur Festigung und Aufrechterhaltung des Impfschutzes (Boosterung) eingesetzt (Cavanagh 2003). Die höchsten Antikörperkonzentrationen können erzielt werden, wenn zwischen der letzten Lebendimpfung und der Totimpfung 4-6 Wochen liegen.
Die geimpften Tiere scheiden das Impfvirus nicht aus und stellen somit keine Gefahr für nicht geimpfte Tiere dar (Redmann et al. 1992; Wittig 1996).
Weitere Vorteile sind eine gleichmäßige Immunitätsausbildung bei sicherer Dosierung, da Totimpfstoffe generell parenteral verabreicht werden müssen. Dafür ist die Impfung mittels Injektion ganzer Herden mit hohem Aufwand und großem Stress für die Tiere verbunden.