Maßnahmen

Trotz noch so gründlicher Reinigung und Desinfektion der Stallung nach dem Ausstallen, überleben doch immer einige Oozysten, die die Initialdosis für die nächste Herde bilden. Auch ein mehrwöchiger Leerstand kann dies nicht verhindern, da die Oozysten gegenüber ihrer Umwelt sehr widerstandsfähig sind und entsprechend lange überleben. Außerdem können sie sehr leicht über alle möglichen Vektoren verbreitet werden.

Die im Innern der Oozyste enthaltenen Sporozysten und Sporozoiten sind von zwei Oozystenwänden umgeben. Sie enthalten Proteine und Fette, die der Oozyste eine ausgeprägte biochemisch-physiologische Widerstandsfähigkeit und damit eine effektive Schutzbarriere für ihr Überleben im Freien verleihen. Die in der Oozysten-Wand enthaltenen Proteine sind für die große strukturelle Stabilität gegen Hitze oder Kälte verantwortlich, während die Lipide der äußeren Schicht die hohe Chemikalien-Resistenz bedingen. Einfache physikalische Desinfektionsmaßnahmen über Hitze, Kälte, Trocknung oder Bestrahlung sind daher nur sehr begrenzt einsetzbar. So werden Oozysten im Labor bei Temperaturen von 60-1000C zwar in wenigen Minuten abgetötet, doch ist die Desinfektionswirkung von heißem Wasser unter Praxisbedingungen im Stall meist ungenügend, da das Wasser auf dem Stallboden zu rasch abkühlt. Auch bei Hochdruckreinigungen wird bei geringen Einwirkzeiten nur eine partielle Desinfektion erreicht. Auch gegenüber Kälte weisen die Oozysten eine beachtliche Widerstandskraft auf. Selbst bei Tiefgefrierung von -25°C über 14 Tage überleben Eimeria-Oozysten und bleiben infektiös. Trocknung erzielt einen gewissen Grad an Schädigung, doch zeigte sich das Verfahren zur Desinfektion als wenig verlässlich.

Gegenüber aggressiven anorganischen Substanzen wie Natronlauge (NaOH) oder Natriumhypochlorit (NaOCl) sind Eimeria Oozysten l000-fach widerstandsfähiger als Bakterien. Selbst bei Konzentrationen >5% und einer Einwirkzeit von 120 Minuten geht die Infektiosität der Oozysten nicht verloren. In osteuropäischen Ländern wird gelegentlich Ammoniak (NH3) bei einer Einwirkzeit von 24 Stunden erfolgreich eingesetzt, doch ist gleichzeitig die Geruchsbelästigung einer Ammonik-gesättigten Atmosphäre sehr hoch. Ethanol (70-90%) und Formaldehyd haben keine für die Praxis ausreichende Wirkung auf die widerstandsfähigen Oozysten von Eimeria Arten (WIPO 2007).

Ein wirksames Desinfektionsmittel muss in der Lage sein, zuerst die lipidhaltigen äußeren Hüllen der Oozyste zu durchdringen und danach die stabilen Glykoproteine der inneren Hüllen angreifen. Die meisten gegen Bakterien und Viren wirksamen chemischen Desinfektionsmittel sind deshalb gegen die Oozysten von Eimeria auf Grund ihrer komplex aufgebauten Hüllen unwirksam. Zur Bekämpfung der Kokzidiose des Geflügels zugelassene Wirkstoffe finden Sie auf der Homepage der DVG (Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft).

In der Vergangenheit wurde festgestellt, dass eine Ausmerzung der Kokzidiose nicht realistisch und die hygienischen Maßnahmen allein nicht ausreichend sind, um dieses Ziel zu erreichen. Heute stützt sich die Bekämpfung der Geflügelkokzidiose neben den hygienischen Maßnahmen sowie der Verbesserung des Managements vor allem auf den Einsatz von Kokzidiostatika und/oder Impfstoffen.

Weitere Details finden Sie im Kapitel „Bekämpfungsmöglichkeiten durch Antikokzidia“ und im Kapitel „Imfpung

Trockene Stallungen und Ausläufe können den Infektionsdruck jedoch senken, da die Oozysten zur Sporulation vor allem Feuchtigkeit benötigen (Peek und Landman 2005).

Besonderheit Bio-Betriebe

Bio-Betrieben ist eine prophylaktische Gabe von Futterzusatzstoffen gegen Kokzidien verboten. Antikokzidia dürfen lediglich zur Behandlung schwerer klinischer Kokzidiosen als Arzneimittel eingesetzt werden. Dagegen ist die Immunisierung der Tiere auch in Bio-Betrieben uneingeschränkt möglich. Die Immunisierung erfolgt in der gleichen Art und Weise wie in konventionellen Betrieben.

Details siehe Kapitel „Prophylaxe durch Impfung