West-Nil-Fieber

Das West-Nil-Fieber, eine anzeigepflichtige Infektionskrankheit, stellt eine zunehmende Gefahr für Pferde und Menschen in Deutschland dar. Die Ausbreitung des Virus beschränkt sich schon lange nicht mehr nur auf den afrikanischen Kontinent. Nein, die Krankheit ist inzwischen weltweit verbreitet, auch in Deutschland.

Das West-Nil-Virus (WNV) wird von Stechmücken übertragen und kann sowohl bei Pferden als auch bei Menschen zu einer milden bis tödlichen Meningoenzephalitis (eine Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute) führen.

Das Virus, ein klassisches Arbo-Virus (Arthopod-borne-virus) wird über Vektoren primär auf Wildvögel als Amplifikationswirte übertragen. Menschen und Pferde stellen sogenannte Fehlwirte dar, sie können sich durch einen Stich der Mücke ebenfalls infizieren, verbreiten das Virus jedoch nicht weiter. Somit besteht keine Gefahr der Ansteckung zwischen Pferd und Mensch. Hauptvektoren sind Stechmücken der Gattung Culex, die auch in Deutschland weit verbreitet sind. Zudem gewinnt die Asiatische Tigermücke als Vektor an Bedeutung, die sich zunehmend in neuen Gebieten etabliert, auch in Europa.  

Das WNV wurde erstmals bei Menschen 1927 in Uganda beschrieben. Darauffolgende Endemien blieben zunächst auf den afrikanischen Kontinent beschränkt. Dies änderte sich 1999 schlagartig durch einen Ausbruch der Krankheit in New York. Ausgehend von Zoovögeln konnte sich das Virus innerhalb weniger Jahre über den gesamten Nordamerikanischen Kontinent ausbreiten, sodass dieser heute als durchseucht gilt. 2018 wurden auch in Deutschland die ersten WNV-Infektionen von Vögeln und Pferden registriert und 2019 folgten einige durch Mücken übertragene Krankheitsfälle beim Menschen.

Auch im Jahr 2020 schlossen sich weitere WNV-Infektionen von Pferden in Deutschland an.  Zudem konnte eine Ausbreitungstendenz des Virus in neue Gebiete nachgewiesen werden, sowie ein deutlicher Anstieg humaner Erkrankungsfälle verzeichnet werden. Da die ersten Fälle des Jahres schon im Juli aufgetreten sind, ist davon auszugehen, dass das Virus auch in unseren heimischen Stechmücken überwintern kann.

Nach der Übertragung des Erregers durch den Stich der Mücke kommt es zunächst zu einer Vermehrung des Virus im Wirt. Bei ca. 10% der infizierten Pferde gelangt das Virus ins Zentralnervensystem. Durch eine Meningoencephalitis kann es zur Zerstörung von Nervenzellen kommen.

Zunächst stehen unspezifische Symptome wie Fieber, Lethargie und Appetitlosigkeit im Vordergrund. Bei schweren neuroinvasiven Verlaufsformen kommt es zu zentralnervösen Störungen wie Schluckbeschwerden, Kopfschiefhaltungen, Muskelzittern und Lähmungen bis hin zum Koma. Es bestehen keine spezifischen Behandlungsmöglichkeiten und je nach Schwere der Krankheit kann sie langfristige Schädigungen im Gehirn zur Folge haben und unter Umständen auch tödlich verlaufen.

Durch die teilweise schweren Verläufe und die Annahme, dass sich das Virus in den kommenden Jahren weiter in Deutschland verbreiten wird, empfiehlt die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo-Vet) am FLI eine Impfung aller Pferde in Gebieten, in denen das West-Nil-Fieber schon einmal aufgetreten ist, sowie die Impfung von Pferden, die in solche Gebiete verbracht werden sollen. In Abhängigkeit zu der weiteren Ausbreitung des Virus ist mittelfristig eine Impfung aller Pferde in ganz Deutschland anzustreben. Die aktive Immunisierung stellt den besten Schutz gegen das West-Nil-Virus dar, denn sie bewahrt nicht nur vor klinischen Symptomen, sondern auch vor langfristigen Schädigungen im Gehirn.