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Resistenzentwicklung im Fokus: Neues und Altes zur Behandlung gastrointestinaler Parasiten
Forschung bestätigt: Fenbendazol bleibt eine Schlüsselkomponente
Die Bedeutung von Fenbendazol in der Bekämpfung von Askariden bei Fohlen hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen, insbesondere angesichts der wachsenden Anthelminthika-Resistenzen. Eine wegweisende Studie von Hearn et al.1 zeigte die Wirksamkeit von Fenbendazol bei Fohlen mit Askaridenbefall, die bereits gegen Ivermectin resistent sind. Diese Erkenntnisse haben die Rolle von Fenbendazol als effektives Anthelminthikum in der Pferdepraxis bestätigt.
Eine neuere Studie2 untersuchte die Resistenzentwicklung von Parascaris univalens gegen Pyrantel und der Wirksamkeit von Fenbendazol auf schwedischen Zuchtbetrieben. Diese Studie dokumentiert erstmals das Vorkommen von Pyrantel-resistenten Parascaris spp. in Europa und die Existenz von multiresistenten Populationen. Im Rahmen der Studie wurden gesunde Fohlen mit einem Eiausscheidungswert von mindestens 150 Eiern pro Gramm Kot entsprechend den Herstelleranweisungen mit Pyrantel oder Fenbendazol behandelt. Die Wirksamkeit der Anthelminthika wurde durch Eizahlreduktionstests auf neun Betrieben bewertet. Die Ergebnisse zeigen eine klare Pyrantel-Resistenz: 4 von 11 der behandelten Gruppen wiesen eine Wirksamkeit von ≤ 85% auf, wobei 43% der Fohlen 10–16 Tage nach der Behandlung weiterhin Eier ausscheiden. Im Gegensatz dazu zeigte nur eine von 6 Gruppen, die mit Fenbendazol behandelt wurde, eine Wirksamkeit von ≤ 90%, wobei lediglich 6% der Fohlen in demselben Zeitraum weiterhin Eier ausschieden. Die Autoren gehen in dieser Gruppe nicht von einer Resistenz, sondern von einem Behandlungsfehler aus.
Zudem hat in den letzten Jahrzehnten die Anthelminthikaresistenz auch bei Larven der kleinen Strongyliden erheblich zugenommen, insbesondere in Brasilien und den USA, wo eine klare Resistenz von Cyathostominen gegen makrozyklische Laktone wie Ivermectin und Moxidectin dokumentiert wurde. Zusätzlich gibt es zunehmende Belege für eine weit verbreitete Resistenz gegen diese Substanzen bei Parascaris spp. sowie Oxyuris equi.3 Untersuchungen zur larvizidalen Wirksamkeit von Anthelminthika sind bei kleinen Strongyliden von besonderer Bedeutung, da deren adulte Stadien eine weit verbreitete Benzimidazol-Resistenz aufweisen. Fenbendazol hingegen wies in vergangenen Studien eine hohe Wirksamkeit von über 90 % gegen alle larvalen Stadien der kleinen Strongyliden auf.4 Neuere Studien deuten jedoch auf eine mögliche Resistenzentwicklung hin, was die Wirksamkeit bei bestimmten larvalen Entwicklungsstadien betrifft.5,6 Umso wichtiger ist es, ein integriertes Entwurmungsprogramm zu implementieren. Durch Rotationen zwischen verschiedenen Wirkstoffen, inkl. Fenbendazol, kann die Entwicklung von Resistenzen vermindert und die Effektivität der Parasitenbekämpfung langfristig sichergestellt werden. Man geht davon aus, dass eine Reduktion der Anwendung von Antiparasitika der gleichen Wirkstoffklasse auf maximal zweimal pro Jahr die Selektion auf Resistenzen signifikant verringern kann.7

Die selektive Entwurmung zielt darauf ab, nur jene Pferde zu behandeln, die eine bestimmte Anzahl an Strongylideneiern pro Gramm Kot ausscheiden. Diese Methode ist zwar effektiv gegen kleine Strongyliden, deckt jedoch andere Wurmarten nicht ab und sollte nur bei adulten Pferden angewendet werden. Ställe, in denen große Strongyliden nachgewiesen wurden, sollten von dieser Strategie ausgeschlossen werden. Darüber hinaus sollte die selektive Entwurmung nur für den gesamten Stall und nicht für Einzeltiere angewendet werden. Es ist zu beachten, dass Pferde mit geringer oder keiner Wurmeiausscheidung möglicherweise dennoch hohe Wurmzahlen im Gastrointestinaltrakt beherbergen, was eine sorgfältige Überwachung notwendig macht. Nach aktuellen Forschungsstand ist nicht gesichert, ob verbleibende Würmer im Gastrointestinaltrakt der Pferde, die zwar wenig ausscheiden wirklich klinisch vollständig unproblematisch sind. Auch ist es nach aktuellen Forschungsstand unklar, ob die selektive Entwurmung überhaupt einen signifikanten Einfluss auf die Reduzierung der Resistenzen hat.7 Beide Strategien haben Ihre Berechtigung, welchen Ansatz Sie wählen, sollte individuell mit dem jeweiligem Pferdebesitzer und Stallbetreiber diskutiert werden. Eine neueste Untersuchung8 zeigt jedoch, dass der Pfriemenschwanz (Oxyuris equi) von der selektiven Entwurmung profitieren könnte. Die Studie gliederte die untersuchten Pferde in drei Gruppen: Kolik-Patienten, andere Pferdepatienten und gesunde Pferde, die selektiv, basierend auf einer koproskopischen Befundung, entwurmt wurden. Die Ergebnisse waren signifikant: Von den untersuchten Pferden schieden 48,4 % Magen-Darm-Strongyliden- (MDS), 7,4 % Oxyuris– und 3,2 % Parascaris-Eier aus. Bei Kolik-Patienten war die Rate positiver Proben am geringsten, was keinen klaren Zusammenhang zwischen Klinik und Wurmbefall feststellen lässt. Dieses Ergebnis könnte jedoch auf die häufigere Entwurmung von Kolik anfälligen Pferden zurückzuführen sein. Oxyuris-Eier wurden hingegen ausschließlich bei selektiv entwurmten Pferden nachgewiesen. Zudem schied diese Gruppe deutlich häufiger Nematodeneier, insbesondere MDS-Eier, als die anderen aus. Ein möglicher Grund könnte sein, dass Oxyuris im Monitoring für die selektive Entwurmung häufig übersehen wird, da hierbei die Sedimentations-Flotationsmethode angewendet wird. Für ein zuverlässiges Monitoring ist im Fall von Oxyuris eine sensitivere Diagnosetechnik wie der Klebestreifen-Abklatsch erforderlich. Ein weiterer Aspekt ist die höhere Empfindlichkeit jüngerer Pferde gegenüber einem Nematodenbefall. Es besteht die Möglichkeit, dass die untersuchten jungen Pferde noch nicht für die selektive Entwurmungsstrategie geeignet waren, was die Notwendigkeit altersspezifischer Entwurmungsschemata für Pferde bis einschließlich vier Jahre (siehe oben)unterstreicht. Bei Auftreten von Oxyuris equi in der Population empfehlen die WissenschaftlerInnen eine umfassende Entwurmung mit anschließender Erfolgskontrolle, um zu verhindern, dass selektives Entwurmen einzelner Pferde zu einer Anhäufung von Oxyuris im Bestand führt.
Was das für Sie in der Praxis bedeutet:

- Fenbendazol als Schlüsselkomponente: Integrieren Sie Fenbendazol als zentralen Bestandteil Ihrer Entwurmungsstrategie, um eine breite Wirksamkeit sicherzustellen, bei Fohlen und adulten Pferden.
- Regelmäßiges Entwurmen: Eine selektive Entwurmung sollte nicht bei Fohlen und Jungtieren angewendet werden und richtet sich bei adulten Tieren auch nur gegen kleine Strongyliden. So ist in den meisten Fällen eine vollständige Behandlung unerlässlich, um die Gesundheit der Pferde zu gewährleisten.
- Regelmäßige Überwachung: Führen Sie regelmäßige Wirksamkeitsüberprüfungen durch, um den Wurmbefall zu bewerten und um sicherzustellen, dass die eingesetzten Entwurmungsmittel effektiv sind. Dies hilft, Resistenzen frühzeitig zu erkennen.
- Implementierung eines integrierten Entwurmungsprogramms: Rotationen zwischen verschiedenen Wirkstoffen können die Entwicklung von Resistenzen mindern. Panacur sollte in diesem Zusammenhang als Teil eines solchen Plans angesehen werden.
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