Therapie
Fenbendazol
Während bis vor wenigen Jahren eine Therapie der Enzephalitozoonose aussichtslos erschien (Ewringmann und Göbel 1999), steht jetzt mit Fenbendazol ein kausal wirksamers Therapeutikum mit großer Sicherheitsbreite zur Verfügung (Hartmann 2004). Die gute Wirksamkeit mit Erregerelimination wurde erstmals von Suter et al. 2001 in einer Studie belegt. Die Behandlung erfolgt beim Kaninchen in der Dosierung von 20 mg/kg Fenbendazol einmal täglich über 28 Tage (Suter et al. 2001, Hartmann 2004, Keeble und Shaw 2006, Künzel 2006, Harcourt-Brown und Harcourt-Brown 2006). Fenbendazol besitzt bei allen Tierarten eine sehr geringe akute Toxizität und dadurch eine große Sicherheitsbreite. Intoxikationen sind auch nach Überdosierung praktisch nicht möglich (Ungemach 1994). Eine teratogene Wirkung konnte nicht festgestellt werden (Baeder et al. 1974).
Glukokortikoide
Der Einsatz von Glukokortikoiden als Begleittherapie wird zur Unterdrückung der entzündlichen Begleitreaktionen im ZNS wegen der immunsuppressiven Wirkung kontrovers diskutiert. Einige Autoren befürworten in der akuten Phase den kurzfristigen Einsatz kurzwirksamer Glukokortikoide (z.B.: ein- bis zweimal Dexamethason in einer Dosierung von 0,2 mg/kg s.c.) (Ewringmann und Göbel 1999, Keeble und Shaw 2006). Harcourt-Brown und Harcourt-Brown 2006 setzen bei akuten neurologischen Symptomen zur Unterdrückung von Entzündungsprozessen Kortikosteroide sogar noch höhere Dosen (z.B. 0,5-1 mg/kg Dexamethason) ein und bei weniger akuten Erkrankungen 0,2 mg/kg Dexamethason. Andere Autoren empfehlen, auf ihren Einsatz ganz zu verzichten (Miels 2002).
Antibiotika
Als Antibiotika werden Oxytetracyclin (20 mg/kg über 14 Tage) oder Trimethoprim/Sulfonamid (30 mg/kg über 14 Tage) angewendet. Bei diesen Wirkstoffen ist zwar die in-vitro Wachstumshemmung nachgewiesen, jedoch sind sie nicht „liquorgängig“. Ein die Blut-Hirn-Schranke überwindendes Antibiotikum ist Chloramphenicol (30 mg/kg s.c.) (Ewringmann und Göbel 1999).
Weitere Begleittherapien
Bei epileptiformen Anfällen können Benzodiazepine (Diazepam, Midazolam) eingesetzt werden (Keeble und Shaw 2006, Künzel 2006). Aber auch der Einsatz von Vitamin-B Komplex (0,5 ml/kg) wird hier empfohlen (Ewringmann und Göbel 1999).
Liegt eine Niereninsuffizienz vor, sollten in jedem Fall zusätzlich Infusionen (20-40ml/kg ein- bis zweimal täglich) zur Steigerung der Nierenperfusion vorgenommen werden (Ewringmann und Göbel 199). Allerdings kann es sinnvoll sein, vorher die Nierenwerte abzuklären, da häufig bereits irreversible Nierenschäden vorliegen (Miels 2002). Auf den Einsatz des nephrotoxischen Oxytetracyclins sollte bei Niereninsuffizienz verzichtet werden, stattdessen kann Enrofloxacin (5mg/kg zweimal täglich s.c.) verwendet werden (Ewringmann und Göbel 1999).
Bei phakoklastischer Uveitis hat sich der Einsatz von Tetracyclin-Augensalbe und dexamethasonhaltigen Augentropfen dreimal täglich im Wechsel in Kombination mit der systemischen Anwendung von Oxytetracyclin und Dexamethason bewährt (Ewringmann und Göbel 1999). Bei fortgeschrittener phakoklastischer Uveitis wird die Phakoemulsifikation oder Enukleation angeraten (Künzel 2006).
Als flankierende Maßnahmen sollte hauptsächlich auf eine Stressreduktion geachtet werden (Miels 2002), aber auch Physiotherapie, Dekubitusprophylaxe und ggf. Zwangsernährung können sinnvoll bzw. notwendig sein (Künzel 2006).