Würmer beim Pferd

Wie die meisten weidenden Säugetiere, haben auch Pferde regelmäßig unter Magen-Darm-Parasiten zu leiden. Bei den Wurmarten, die beim Pferd vorkommen, handelt es sich vor allem um kleine und große Strongyliden, Spulwürmer, Bandwürmer und Pfriemenschwänze. Weitere Parasiten, die Pferde regelmäßig plagen, sind die Magendasseln oder Dasselfliegen. Doch nicht nur im Freien auf der Weide können sich Pferde mit solchen Darmparasiten infizieren. Auch bei Tieren, die hauptsächlich im Stall gehalten werden, muss mit einem wiederkehrenden Wurmbefall gerechnet werden. Um das Risiko für Infektionen mit gastrointestinalen Parasiten zu minimieren beziehungsweise um zu verhindern, dass sie sich ungehindert im Pferdebestand verbreiten, sind konsequente und dauerhafte Maßnahmen nötig.

Die wichtigsten Wurmarten bei Pferden

Kleine Strongyliden
Die kleinen Strongyliden oder auch Cyathostominen (sogenannte nicht-wandernde /nicht-migrierende Strongyliden) durchlaufen während ihres Lebens mehrere Entwicklungsstadien. Infizierte Pferde scheiden Strongyliden-Eier aus. Hauptsächlich auf der Weide infizieren sich Pferde dann mit infektionsfähigen Larvenstadien von kleinen Strongyliden, indem sie sie mit dem Gras aufnehmen. Nur sehr selten infizieren sich Pferde im Stall.

In der Schleimhaut des Pferdedarms entwickelt sich aus dem sogenannten dritten Larvenstadium eine weitere, vierte Larvenform. Diese gelangt in den Darm, wo sie sich erneut häutet und als ausgewachsener Wurm (das sogenannte adulte Stadium) lebt und Eier produziert, die vom Wirtstier dann wieder ausgeschieden werden.

Die Schäden, die kleine Strongyliden im Magen-Darm-Trakt anrichten, sind verhältnismäßig gering. Wenn jedoch sehr viele kleine Strongyliden die Darmwand besiedeln, können sie die Schleimhaut so sehr schädigen, dass infizierte Tiere abmagern und anhaltenden Durchfall entwickeln. Vor allem jüngere Pferde in einem Alter von bis zu sechs Jahren erkranken. Bei den Tieren kann akuter bis anhaltender Durchfall infolge des Strongyliden-Befalls durchaus kritisch verlaufen: Gewichtsverlust, Koliken und Fieberschübe enden dann nicht selten tödlich.
Die Diagnose „Strongyliden-Befall“ erfolgt mittels einer Untersuchung von Kotproben. Hieraus lassen sich Larven, ausgewachsene Würmer sowie Eier von Strongyliden nachweisen.

Große Strongyliden
Ein Befall mit großen, sogenannten wandernden Strongyliden (zum Beispiel Strongylus vulgaris) stellt für Pferde ein deutlich größeres Gesundheitsrisiko dar. Nach Aufnahme des dritten Larvenstadiums über das Gras, ist der Dickdarm des Pferdes das eigentliche Ziel der gastrointestinalen Parasiten. Doch bevor sich die Würmer dort in ihr adultes Stadium verwandeln, durchwandern sie je nach Strongyliden-Art als Larve das Gefäßsystem, die Leber oder die Pankreas- beziehungsweise Nierenregion. Auf ihrer mehrmonatigen Wanderung durch den Organismus schädigen sie die beteiligten Organe. Betroffene Tiere haben dann oft Durchfall, sind schwach und abgemagert, zeigen Anzeichen einer Kolik und entwickeln teilweise eine Blutarmut. Am Ende ihrer Wanderung gelangen die Larven der großen Strongyliden wieder in den Dickdarm und entwickeln sich dort zu ausgewachsenen Würmern. Mit der Produktion und Ausscheidung von Eiern schließt sich der Lebenszyklus dieser Magen-Darm-Parasiten.

Im Dickdarm können sehr viel große Strongyliden einen Darmverschluss verursachen. Wird dieser nicht rechtzeitig festgestellt und chirurgisch behandelt, kann das Tier an solch einem Verschluss sterben.

Um große Strongyliden eindeutig nachzuweisen und zu identifizieren, bedarf es labortechnischer Untersuchungen. Heute ist ein akuter Befall mit großen Strongyliden jedoch dank konsequenter, routinemäßiger und weitverbreiteter Bekämpfungsmaßnahmen in der Vergangenheit selten geworden.

Spulwürmer
Pferde werden von verschiedenen Spulwurmarten (Parascaris spp.) befallen, vor allem Fohlen und junge Pferde in Gestüten sind davon betroffen. Ausgewachsene Spulwürmer besiedeln den Dünndarm und können bis zu 50 Zentimeter lang werden. Infolge einer massiven Eiproduktion kann ein befallenes Tier seine Umgebung sehr schnell mit Spulwurmeiern verunreinigen. Geschützt von einer dicken Schale, ist das dritte Larvenstadium von Spulwürmern in der Außenwelt über mehrere Monate bis Jahre überlebensfähig und frostbeständig. Verunreinigte Weiden und Ställe bleiben für Pferde somit dauerhaft eine mögliche Ansteckungsquelle.

Nimmt ein Pferd Spulwurmeier auf, werden im Darm die Larven freigesetzt, die anschließend über Blutgefäße in Leber, Herz und Lunge gelangen und diese Organe durchwandern. In der Lunge erreichen sie dann den unteren Teil der Atemwege, von wo aus sie in Richtung Kehlkopf transportiert und erneut abgeschluckt werden. So gelangen sie ungefähr drei Wochen nach der ursprünglichen Infektion erneut in den Dünndarm des Pferdes und reifen dort zu ausgewachsenen Würmern heran.

Vor allem Schäden an der Lunge beeinträchtigen die Pferde, was sich an Husten und verringerter Gewichtszunahme ablesen lässt. Leberschäden verursachen meist keinerlei Symptome. Dass sich die Würmer im Dünndarm eingenistet haben, lässt sich von außen an verringertem Appetit der Tiere, rauem Fell sowie wiederkehrenden Koliken und Gewichtsverlust feststellen.

Bandwürmer
Vor allem die Bandwurmart Anoplocephala perfoliata ist unter Pferden in Europa stark verbreitet. Die Tiere infizieren sich vor allem in der zweiten Hälfte der Weidesaison, indem sie mit Larven infizierte Moosmilben aufnehmen, welche Bandwürmern als Zwischenwirte dienen. Im Verdauungstrakt wachsen adulte A. perfoliata zu einer Größe von vier bis acht Zentimetern heran und häufen sich vor allem im Bereich des Blinddarms. Ein starker Bandwurmbefall kann die Darmwand massiv schädigen und Verstopfungen bis hin zum Verschluss verschiedener Darmsegmente verursachen. Äußerlich lassen Koliksymptome auf die schmerzhaften Veränderungen im Magen-Darm-Trakt der Tiere schließen.

Pfriemenschwänze
Oxyuris equi, so der Name der bei Pferden vorkommenden Pfriemenschwänze, ist ein in Europa häufig auftretender Parasit des Verdauungstraktes. Die Tiere infizieren sich mit dem Erreger sowohl auf der Weide als auch im Stall. Von einem Oxyuren-Befall geht für die Gesundheit der Pferde nur eine geringe Bedrohung aus. Selbst ein massiver Befall verläuft bei den Tieren meist symptomlos. In einzelnen Fällen verursachen die vierten Larvenstadien jedoch starke Entzündungen im Dickdarm; äußerlich erkennbar sind jedoch nur unspezifische Anzeichen für eine Verdauungsstörung. Die ausgewachsenen Würmer legen ihre Eier um den Anus des Pferdes ab, was wiederum starken Juckreiz auslöst. Häufiges Scheuern mit der Schweifrübe und entsprechend haarlose Stellen und Hautirritationen in dieser Körperregion sind deutliche Anzeichen, dass die Tiere von Pfriemenschwänzen befallen sind.


Weitere Parasiten des Verdauungstrakts der Pferde

Magendasseln / Dasselfliegen
Weibliche Dasselfliegen legen im Spätsommer ihre Eier im Fell des vorderen Körperdrittels von Pferden ab. Die gelblichen Eier sind etwa ein bis zwei Millimeter groß und sind mit bloßem Auge zu erkennen. Aus den Eiern schlüpft das erste Larvenstadium, welches entweder vom Pferd aufgenommen wird oder eigenständig bis zur Maulhöhle des Tieres wandert. Die Larven haben bereits ihr zweites Stadium angenommen, wenn sie im Magen oder Zwölffingerdarm angekommen sind. Dort häuten sie sich erneut und erreichen eine Größe von 16 bis 20 Millimetern. Das dritte Larvenstadium trägt zwei große Mundhaken und Dornenkränze, womit sie sich an die Schleimhaut des Magens und des Darms heften können. Nach einigen Monaten werden die Larven mit dem Kot der Pferde ausgeschieden. Sie verpuppen sich im Erdboden und gelangen als ausgewachsene Fliegen wieder in die Umwelt. Sie treten vor allem von Juni bis Juli auf und sind dann meist bis Oktober oder November in der Außenwelt aktiv.

Die Larven verursachen auf ihrer Wanderung unter anderem schmerzhafte Entzündungen am Zahnfleisch sowie Geschwüre und Gewebeverletzungen in den verschiedenen Abteilungen des Magen-Darm-Trakts. Verminderte Futteraufnahme beziehungsweise Schluckbeschwerden können erste Anzeichen für eine Infektion mit Dasselfliegen sein. Doch in vielen Fällen zeigen Tiere auch bei massivem Befall keine Symptome. Das krankmachende Potenzial von Dasselfliegen wird insofern im Vergleich zu gastrointestinalen Würmern auch als weniger stark eingeschätzt. Mit chronischen Entzündungen der Magenschleimhaut, Darmverschluss, Rektumvorfall sowie Rissen in der Darmwand kann ein Befall aber auch sehr schwere gesundheitliche Folgen für betroffene Pferde haben.

Untersuchungsmethoden und Bekämpfungsmaßnahmen


Kleine Strongyliden
Bereits Fohlen sollten etwa ab dem zweiten Lebensmonat gegen kleine Strongyliden behandelt werden. Heute ist bekannt, dass Strongyliden gegen einige der Medikamente, die gegen sie eingesetzt werden (sogenannte Anthelminthika), Resistenzen entwickelt haben. Deshalb sollten Pferdebesitzer die Behandlungen auf ein notwendiges Mindestmaß verringern. Aktuell wird empfohlen, Fohlen und Jährlinge alle drei Monate gegen kleine Strongyliden zu behandeln, bei ausgewachsenen Pferde kann eine Behandlung zweimal jährlich ausreichen. Auf Basis regelmäßiger Kotprobenuntersuchungen und konsequent einzuhaltender Quarantänemaßnahmen in den betreffenden Pferdehaltungen, kann auch eine einmalige Behandlung im Jahr ausreichen. Vorausgesetzt, ein Befall mit großen (wandernden) Strongyliden kann in einem Bestand eindeutig ausgeschlossen werden.

Große Strongyliden
Es ist zu empfehlen, alle Pferde zweimal im Jahr mit einem wirksamen Anthelminthikum gegen Larven großer Strongyliden (zum Beispiel Ivermectin oder Moxidectin) zu behandeln. So kann das Risiko minimiert werden, dass Weidegründe mit Larven von großen Strongyliden verunreinigt werden. Um vor allem bei kleineren Strongyliden die Ausbildung von Resistenzen zu vermeiden, wird für die nachhaltige Bekämpfung von Strongyliden-Infektionen heute auch zunehmend ein selektiver Entwurmungsansatz empfohlen.

Spulwürmer
Wurde bei einer Kotprobenuntersuchung unter dem Mikroskop ein Spulwurm-Befall festgestellt (sogenannter koproskopischer Nachweis), ist es ratsam, sowohl das betroffene Tier als auch die anderen Tiere gleichen Alters aus einer Gruppe zu entwurmen. Eine solche Behandlung sollte dabei immer auf Ergebnissen regelmäßiger Kotuntersuchungen fußen. Von vorbeugenden Entwurmungen gegen Spulwürmer ist abzusehen, um die voranschreitende Entwicklung von Resistenzen bei Parascaris spp. vor allem gegen makrozyklische Laktone (Gruppe der Avermectine und Milbemycine) nicht weiter zu begünstigen. Mit der Behandlung gegen Spulwürmer kann bei Fohlen im Alter von zwei Monaten begonnen werden und sollte während des ersten Lebensjahres im Abstand von jeweils drei Monaten mit unterschiedlichen Wirkstoffen wiederholt werden.

Bandwürmer
Einzelne Kotprobenuntersuchungen haben als Nachweis von Bandwürmern nur eine sehr begrenzte Aussagekraft. Um eine Aussage über einen möglichen Bandwurm-Befall im Bestand zu erhalten, wird daher häufig Probenmaterial einer gesamten Herde untersucht. Werden in der Untersuchung Bandwürmer nachgewiesen, sollte man alle Pferde des Bestands entwurmen. Weiterhin stehen Serum- und Speicheltests zum Nachweis zur Verfügung. Wirkstoff der Wahl zur Bekämpfung von Bandwürmern bei Pferden ist Praziquantel, häufig in Kombination mit makrozyklischen Laktonen (zum Beispiel Ivermectin oder Moxidectin). Eine einzelne jährliche Behandlung gegen Bandwürmer im Spätherbst oder Winter reicht im Allgemeinen aus, um einen signifikanten Bandwurm-Befall abzuwehren. Bei hohem Befallsrisiko im Bestand ist jedoch eine zusätzliche Anwendung bereits im Sommer sinnvoll.

Dasselfliegen
Auch die Larven der Dasselfliege sind sehr empfindlich gegenüber makrozyklischen Laktonen (hier vor allem Ivermectin), sodass sie im Rahmen einer routinemäßigen Entwurmung mit entsprechenden Präparaten sehr gut zu beseitigen sind. Aufgrund des Entwicklungszyklus der Fliegen verspricht eine Anwendung im Spätherbst den größten Erfolg. Außerdem sollten Fliegeneier im Fell mechanisch entfernt werden, etwa mithilfe eines speziellen Dassel-Messers. Weiterhin hilft es, das Fell mit insektizidhaltigem Wasser zu waschen.

Pfriemenschwänze
Bei Verdacht lassen sich Eier der Pfriemenschwänze mit Hilfe eines Klebestreifens aus dem äußeren analen Bereich des Pferdes absammeln. Die Diagnose „Oxyuren-Befall“ lässt sich dann unter dem Mikroskop bestätigen. Arzneimittel, die makrozyklische Laktone und Benzimidazole enthalten, zeigen gute Wirkung sowohl gegen ausgewachsene Würmer als auch die verschiedenen Larvenstadien.

Autor: Dr. med. vet. Philipp Zimmermann
Datum: Juni 2019
Quellen:
1.    European Scientific Counsel Companion Animal Parasites (ESCCAP): A guide to the treatment and control of equine gastrointestinal parasite infections. ESCCAP Guideline 08 Second Edition – March 2019.
2.    Bundesverband für Tiergesundheit e.V. (BfT). Presseinformation Entwurmung bei Pferden. Stand13.03.2018. https://www.bft-online.de/fileadmin/bft/schwerpunktthemen/Presseinformation-Entwurmung-Pferd-Teil_1_02.doc, abgerufen am 18.06.2019