Schlussfolgerung

Traditionelle Impfstoffe sind auf die Verwendung eines chemischen Adjuvanz angewiesen, um eine ausreichende unspezifische Immunreaktion hervorzurufen. Bei Adjuvantien, wie z.B. dem Aluminiumhydroxid, wird dies durch eine verlangsamte Freisetzung der Antigene in das Immunsystem (Depotwirkung) erreicht. Jedoch wird gelegentlich eine lokale Granulombildung oder eine chronische Entzündung an der Applikationsstelle beobachtet. Ein Zusammenhang mit der Entstehung eines Injektions-assoziierten Fibrosarkoms wird diskutiert.

Impfstoffe der 3. Generation wie die modernen Intervet-Impfstoffe gegen equine Influenza, Equilis® Prequenza und Equilis® Prequenza Te (incl. Tetanus), enthalten statt Adjuvantien eine so genannte ISCOM-Matrix (Immunstimulating Complexes ), eine Weiterentwicklung der ISCOM-Technologie. Diese Impfstoffe werden ohne Depotwirkung ebenso wie bei einer natürlichen Infektion nach der Impfung durch antigenpräsentierende Zellen (APZ) in die regionären Lymphknoten transportiert, wo sie sowohl Th1- als auch Th2-Lymphozyten stimulieren (Morein et al. 2004, Pearse und Drane 2004). Die ISCOM-Matrix ist sehr gut verträglich, sicher in der Anwendung und kann wiederholt verabreicht werden, ohne dass sich neutralisierende Antikörper wie etwa gegen Vektorvakzinen bilden (Pearse und Drane 2004). Heute wird die ISCOM-Matrix als Prototyp humaner Impfstoffe verwendet (Maraskovsky et al. 2004).

Bei der ISCOM-Matrix handelt es sich um ein immunstimulierendes Gemisch aus Cholesterol, Phosphorlipiden und gereinigtem Saponin, das aus der Rinde des in Südamerika heimischen Baumes Quillaja saponaria molina gewonnen wird. Es entsteht ein ca. 40 nm großer käfigartiger Nanopartikel mit negativer Ladung, der durch hydrophobe Kräfte zwischen den drei Komponenten zusammengehalten wird (Morein et al. 2004). Während das Antigen bzw. die hydrophobe Antigenkomponente bei der ISCOM-Technologie physikalisch bereits bei der Herstellung in den Komplex eingebunden wird, ist das Antigen bzw. die Antigenkomponente bei der ISCOM-Matrix nicht fest mit dieser verbunden. Sie wird lediglich mit dem gewünschten Antigen oder den Antigenkomponenten gemischt, ist aber nicht physikalisch in die Struktur eingebunden und damit ist die Nutzung der ISCOM-Matrix nicht auf hydrophobe Antigene bzw. –fragmente beschränkt (Pearse und Drane 2004). Auf Grund der negativen Ladung werden jedoch positiv geladene Proteine wie z.B. das Influenza-Virus spontan durch elektrostatische Kräfte an die Matrix gebunden (Morein et al. 2004).

Die neuen Impfstoffe Equilis® Prequenza und Equilis® Prequenza Te der Firma Intervet gegen die equine Influenza enthalten neben der ISCOM-Matrix die gereinigten Antigene des Hämagglutinins (HA) der Stämme Prag 56, Newmarket 1/93 und Newmarket 2/93. Dies ist verantwortlich für die Fähigkeit des Virus, sich an die externe Oberfläche der Zelle anzuheften. Tiere, die mit Equilis® Prequenza oder Equilis® Prequenza Te geimpft werden, entwickeln eine Kreuzimmunität gegen die südafrikanische Variante des American Subtype, A/equi-2/South Africa/4/03. Dies konnte in einer Challenge-Studie nachgewiesen werden. Die WHO-OIE empfiehlt, diese neue Variante in den Impfstoff aufzunehmen ist (Institut für Veterinärpharmakologie und –toxikologie 2007).

In einer weiteren Studie konnte zudem gezeigt werden, dass die Impfung mit Equilis® Prequenza und Equilis® Prequenza Te eine starke Reduktion der klinischen Symptome und der Virusausscheidung bewirkt, wenn die Tiere experimentell mit dem Influenzastamm A/equi-2/Newmarket/5/03 infiziert werden (Institut für Veterinärpharmakologie und –toxikologie 2007).

Außerdem hat sich die Anwendung von Equilis® Prequenza und Equilis® Prequenza Te bei tragenden Stuten in mehreren Studien als sicher und gut verträglich erwiesen (Intervet Subject Reports).

Weiterhin sind Equilis® Prequenza und Equilis® Prequenza Te geeignet, die immunologische Lücke unmittelbar vor der 3. Impfung zu schließen. Dazu wurden in einem Challenge-Versuch acht Fjordpferde zweimal im Abstand von vier Wochen mit Equilis® Prequenza Te (Link auf Produkt) geimpft, weitere acht Tiere bildeten die Kontrollgruppe. Sechs Monate nach der Erstimpfung wurden alle an der Studie teilnehmenden Fjordpferde einem individuellem Challenge mit einem pathogenen amerikanischen equinen Influenzastamm ausgesetzt (A/equi2/ Kentucky 9/95) und anschließend sorgfältig auf das Auftreten klinischer Symptome und eine Virusausscheidung überwacht. Es zeigte sich, dass die klinischen Symptome und die Virusausscheidung bei geimpften Tieren nach Challenge signifikant reduziert waren, und zwar auch während der kritischen Phase unmittelbar vor der 3. Impfung (Newton et al. 2004).

Die ISCOM-Matrix wird ohne Depotwirkung und wie bei einer natürlichen Infektion nach der Impfung durch antigenpräsentierende Zellen (APZ) in die regionären Lymphknoten transportiert, wo sie sowohl Th1- als auch Th2-Lymphozyten stimulieren (Morein et al. 2004, Pearse und Drane 2004). Die Th1-Lymphozyten induzieren eine zelluläre Immunität mit Zerstörung vireninfizierter Zellen. Die Th2-Lymphozyten induzieren die Bildung virusspezifischer Antikörper (Lange 2007b). Anschließend wird die ISCOM-Matrix in die Milz und das Knochenmark transportiert, wo sich der Großteil der antikörperproduzierenden Zellen befindet.

Am Ende bilden sich langlebige B- und T-Gedächtniszellen, die bei erneutem Kontakt mit identischen oder näher verwandten Viren zu einer schnellen Immunreaktion befähigt sind. Während traditionell verwendete Adjuvantien wie beispielsweise Aluminiumsalze nur schwache Aktivatoren der Dendritischen Zellen und zur Ausbildung einer zellulären Immunität ungeeignet sind (Masihi und Lange 2007), bewirkt die ISCOM-Technologie die Ausbildung eines länger anhaltenden Schutzes und ein immunologisches Gedächtnis. Deshalb können die Intervalle zur Wiederholungsimpfung mit diesen Impfstoffen über die vorgeschriebenen sechs Monate hinaus verlängert werden (Lange 2007b).

Weiterhin konnte gezeigt werden, dass die zur Virusneutralisation wichtigen IgG-Subklassen IgGa und IgGb gebildet werden (Sjölander et al. 1997), ebenso IgA-Antikörper, die für eine ausgeprägte Schleimhautimmunität sorgen (Pearse und Drane 2004, Lange 2007b).

Die Bildung von Interleukinen spricht ebenso wie die von IgG-Antikörpern für die Aktivierung des zellulären Immunsystems. So wird die komplette Kaskade der Immunreaktion in Gang gesetzt, die humorale und die zelluläre Immunantwort eingeschlossen (Lange 2007b).
Ein weiterer Vorteil ist eine vergleichsweise schnellere Immunantwort bei einer geringeren Menge verabreichten Antigens gegenüber herkömmlichen Vakzinen (Pearse und Drane 2004).