Einsatz beim Hund

In der Kleintiermedizin kommen Opioide bereits seit längerer Zeit zum Einsatz. Zum einen werden sie zur Linderung von insbesondere viszeralen und orthopädischen Schmerzen eingesetzt, zum anderen spielen sie als Sedativa und bei der Narkoseprämedikation eine Rolle. Lassen sich doch viele Anästhetika durch eine Kombination mit Opioiden bei gleicher Effektivität in der Dosis reduzieren (Institut für Veterinärpharmakologie und –toxikologie 2008). So konnte z.B. Ko et al. (2000) eine signifikant verringerte MAC (minimale alveoläre Konzentration) für Isofluran durch die prämedikative Gabe von Butorphanol bzw. von Butorphanol und Carprofen nachweisen. Auch Millis (2006) konnte durch eine Prämedikation mit Opiodiden wie Butorphanol und Morphin in Kombination mit einem Neuroleptikum wie Azepromazin der Schmerzsensibilisierung vorbeugen und die benötigte Menge des Inhalationsnarkotikums während der Operation reduzieren. Muir et al. (1999) reduzierten durch die Prämedikation mit Medetomidin und Butorphanol die für eine Anästhesie benötigte Menge an Thiopental und Isofluran. Weiterhin ist eine Kombination mit Ketamin oder einem Phenotiazin möglich, wobei es auch hier zu einer Potenzierung der Butorphanol-Wirkung kommt, weshalb eine entsprechende Anpassung der Dosierung bei gleichzeitiger Anwendung vorzunehmen ist (Institut für Veterinärpharmakologie und –toxikologie 2008). Zur Sedation wird die Kombination mit α2-Adrenozeptor-Agonisten wie (Dex)(Me)detomedin Xylazin, Romifidin empfohlen.

Aber auch im intra- und postoperativen Bereich sowie im Schmerzmanagement von chronischen Krebsleiden gewinnen Opioide beim Kleintier immer mehr an Bedeutung. Schmerz hat eine Reihe negativer Auswirkungen, z.B. auf Herz-Kreislaufsystem, Atmung, Metabolismus und Bewegungsapparat. Dadurch kann die Rekonvaleszenzphase von Patienten, die schmerzhaften Operationen unterzogen werden, verlängert werden (Thurmon et al. 1996, Jage und Hartje 1997, Lascelles et al. 1997). Die Bekämpfung von Schmerzen beim Tier ist daher nicht nur aus ethischen Gründen indiziert. Neueste Erkenntnisse über die Pathophysiologie von Schmerz haben zu einem geänderten Ansatz in der Schmerztherapie geführt. So kann Schmerz am effizientesten bekämpft werden, wenn bereits vor dem schmerzhaften Insult mit der analgetischen Therapie begonnen wird (Woolf und Chong 1993) oder mehrere Analgetika miteinander kombiniert werden. Infolgedessen kann eine Dosisreduktion vorgenommen und das Risiko von Nebenwirkungen reduziert werden (Kehlet 1989).

Perioperative Schmerztherapie (nach Ungemach 2005)
Präoperativ appliziert können Opioide auf Grund präsynaptischer Hemmung der Neurotransmitterfreisetzung und postsynaptischer Einschränkung einer Hyperpolarisation der Membran von Hinterhornneuronen die Erregung von Rückenmarksneuronen und damit die Entstehung der zentralen Sensibilisierung verhindern (Dickenson und Sullivan 1987, Dickenson 1991).

Der Vorteil gegenüber anderen Opioiden oder zentralwirksamen Analgetika ist die geringe Belastung des Kreislaufs sowie seine sehr schnell einsetzende Wirkung. Dies ist der agonistischen Wirkung an den κ-Rezeptoren geschuldet. Die antagonistische Bindung an den μ-Rezeptoren bewirkt zum einen die supraspinale Analgesie sowie die Sedation. Zum anderen ist sie aber auch für die Depression der Herz-/Lungenfunktion und der Körpertemperatur verantwortlich. Die agonistische Komponente von Butorphanol ist zehnmal stärker als die antagonistische Komponente (Institut für Veterinärpharmakologie und –toxikologie 2008).

Die zusätzliche Applikation eines NSAID in Verbindung mit einem Opioid besitzt einen synergistischen analgetischen Effekt, wodurch der Opioidverbrauch gesenkt werden kann (McQuay et al. 1989, Dahl und Kehlet 1991, Mather 1992). Auch die zusätzliche Applikation eines α2-Agonisten kann die Wirkung von Opioiden verstärken (Gordon et al. 1992).

Beim Hund hat Butorphanol zusätzlich noch eine stark antitussive Wirkung, daher eignet sich das Opioid auch zur symptomatischen Behandlung jeglichen unproduktiven Hustens wie z.B. bei Zwingerhusten (Institut für Veterinärpharmakologie und –toxikologie 2008). Bei Tieren mit respiratorischen Erkrankungen mit erhöhter Schleimproduktion oder bei Tieren, die mit schleimlösenden Mitteln behandelt werden, sollte Butorphanol nur nach einer Abwägung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses durch den verantwortlichen Tierarzt angewendet werden, da es auf Grund seiner hustendämpfenden Eigenschaften zu einer Schleimansammlung in den Atemwegen kommen kann.