Katzenschnupfen

An der Ätiologie des Katzenschnupfens (Feline Rhinotracheitis, Infektiöse Katzenrhinitis, Feline upper respiratory disease, Cat flu) sind verschiedene virale und bakterielle Erreger beteiligt. In mehr als 80& der Fälle sind das Feline Calicivirus (FCV) und das Feline Herpesvirus (FHV) am Katzenschnupfenkomplex beteiligt (Schulz 2009). Während das FCV eine systemische Infektion hervorruft, bleibt eine FHV-Infektion lokal begrenzt (Truyen 2006). Als primär pathogen wird außerdem Bordetella bronchiseptica angesehen, ein gramnegatives, kokkoides Stäbchen, das sich bei der Katze ausschließlich im Respirationstrakt manifestiert (Weiss 2006, Vetstream 2002) sowie Chlamydophila felis und verschiedene Mykoplasma-Spezies (Schulz 2009).

Während alle Erreger alleine nur selten klinische Symptome hervorrufen, gehen Mischinfektionen recht häufig mit einer Erkrankung der oberen Atemwege einher. In jedem Fall spielen stets bakterielle Sekundärinfektionen eine Rolle bei der Entstehung der klinischen Symptome (Truyen 2006). Im Zusammenhang mit Infektionen der oberen Atemwege sind vor allem Pasteurella spp., Staphylococcus spp., Escherichia coli, Streptococcus spp., Pseudomonas spp. und Klebsiella spp. von Bedeutung (Adler et al. 2007). Recht häufig wird auch Chlamydophila felis isoliert, ein Erreger, der eine große Affinität zur Augenbindehaut besitzt und häufig chronische Entzündungen hervorruft (Vetstream 2002, Helps et al. 2005).

Während es insbesondere bei ungeimpften Jungkatzen, die viel Kontakt zu anderen Katzen haben (Tierheim, Züchter, Tierpension), bei Infektionen der oberen Atemwege mit den primär pathogenen Erregern zu einer Entzündung der Nasenschleimhaut mit Nasenausfluss, Niesen, Atemnot, Husten, Entzündung von Luftröhre und Lidbindehäuten kommt, verlaufen solche Infektionen bei älteren und geimpften Tieren in der Regel ohne Symptome. Dennoch kann es zumindest bei ungeimpften Tieren zu einer persistierenden Infektion mit zeitweise massiver Erregerausscheidung kommen (Truyen 2006). Dadurch wird die Umwelt kontaminiert und das Virus innerhalb der Katzenpopulation weiter verbreitet.

Aus den USA wurde in der Vergangenheit über das Auftreten besonders virulenter Stämme des FCV berichtet. Diese rufen schwere Krankheitsbilder und Epidemien mit hoher Sterblichkeitsrate (bis 30 %) hervor, selbst bei erwachsenen und geimpften Tieren. Die Symptome sind hier vor allem hohes Fieber, Gelenkentzündungen, Ödeme, Hautwunden an Ohren und Pfoten, Lungenentzündungen, Blutarmut und Bilirubin im Blut (Bilirubinämie) und Gelbsucht (Truyen 2006, Schulz 2009). Im Gegensatz zu FHV kann FCV in der Umwelt bis zu 14 Tagen überleben (Schulz 2009).

Kommt es im weiteren Verlauf zu einer bakteriellen Sekundärinfektion, kann es außerdem zu einer Beteiligung der Lunge (BronchitisBronchopneumonie) mit Atemnot, Apathie und starkem Fieber kommen. Todesfälle sind möglich (Lutz 2006). Besonders gefährdet sind sehr junge sowie mit dem Felinen Leukosevirus (FeLV) und der felinen infektiösen Peritonitis (FIP) infizierte Katzen.

Die Infektion erfolgt in der Regel über direkten Kontakt von Tier zu Tier oder eine Tröpfcheninfektion. Es ist jedoch auch eine indirekte Infektion über eine kontaminierte Umwelt (Gegenstände, Personen) möglich. Die Erreger dringen über den Nasen-Rachenraum ein, vermehren sich und besiedeln im weiteren Verlauf die oberen Atemwege (Lutz 2006, Weiss 2006).

Im Falle von FHV-1 kann es bei einer Beteiligung der Bindehäute auch zu Geschwüren in der Hornhaut kommen. Besonders empfänglich für eine Infektion sind Kätzchen unter 3 Monate und ältere Tiere in Stresssituationen. Während die klinischen Symptome nach ca. 14 Tagen abklingen, bleibt der Großteil der Tiere zumindest mit FHV-1 ein Leben lang infiziert. Dies geht mit einer schubweisen Virusausscheidung einher. Als Orte einer latenten Infektion wurden Nasenschleimhaut, weicher Gaumen, Tonsillen, Trigeminonganglion, der Sehnerv und die Hornhaut lokalisiert. Eine Reaktivierung ist durch Stress, Milieuveränderungen, Geburt, Laktation und systemische Glukokortikoidgaben möglich (Lutz 2006).

Charakteristisch für eine Infektion mit FCV sind ulzerative Einschmelzungen am Zungenrand, die dann auf den harten Gaumen übergreifen (Helps et al. 2005, Lutz 2006, Schulz 2009). FCV kann außerdem zu Durchfall, Erbrechen und Pneumonien führen. Auch hohes Fieber und Hämorrhagien sind möglich (Lutz 2006). In seltenen Fällen kann FCV bei Katzenwelpen auch das „Limping Kitten Syndrom“ hervorrufen, das durch eine milde, selbstlimitierende Entzündung der Gelenke (Polyarthritis) charakterisiert ist (Schulz 2009).

Der wirksamste Schutz ist die Impfung, die am besten bereits im Welpenalter durchgeführt werden sollte. Dies ist gerade im Hinblick auf die schlechte Therapierbarkeit von Viruserkrankungen von großer Bedeutung. Die Impfung gegen Katzenschnupfen gehört zusammen mit der Impfung gegen Katzenseuche zu den so genannten Kernschutz (Core)-Impfungen und sollte nach der Grundimmunisierung im Welpenalter jährlich aufgefrischt werden. Da auch Bordetella bronchiseptica zu den primär pathogenen Erregern des Katzenschnupfens gehört, sollte auch gegen diesen Erreger eine Impfung erwogen werden. Diese erfolgt nicht wie üblicherweise als Injektion unter die Haut (subkutan), sondern wird direkt auf die Nasenschleimhaut, die Eintrittspforte für der Erreger, verabreicht.

Merke:

Der Katzenschnupfen-Komplex wird durch verschiedene virale (u.a. Felines Calicivirus und Feline Herpesvirus) und bakterielle Erreger (u.a. Bordetella bronchiseptica und Chlamydophila felis) verursacht. Betroffen sind in erster Linie ungeimpfte Jungkatzen, die viel Kontakt zu anderen Katzen haben (Tierheim, Züchter, Tierpension). Eine Infektion der oberen Atemwege mit den oben genannten Erregern kann eine bakterielle Sekundärinfektion nach sich ziehen, die zu einer Atemwegserkrankung mit milden bis schweren Krankheitssymptomen oder sogar Tod führt. Daher ist eine Impfung für Welpen im Alter von 8 und 12 Wochen sowie mit 16 Wochen und 15 Monaten angeraten. Der Impfschutz sollte jedes Jahr aufgefrischt werden.

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